Chronisches Müdigkeitssyndrom (ME/CFS)
Müde und erschöpft sein, das gehört für viele von uns zum Alltag fast dazu. Doch was, wenn wir uns wirklich nicht mehr auf den Beinen halten können und nach dem Supermarkteinkauf nur mehr ins Bett fallen? Eine solche bleierne Erschöpfung auch schon nach kleinen Belastungen kann ein Hinweis auf das Krankheitsbild der Chronischen Müdigkeit (oder Chronisches Fatigue Syndrom CFS) sein. Die CFS, die auch Myalgische Enzephalomyelitis oder ME genannt wird, ist eine sehr komplexe Erkrankung. Sie kann Sie nicht mehr belastbar machen und Ihren Alltag stark einschränken. Umso wichtiger ist es, die Erkrankung überhaupt zu erkennen und vor allem Sie als Patienten ernst zu nehmen mit all den mannigfaltigen und belastenden Symptomen.
Was genau ist ME/CFS?
ME/CFS gehört zu den letzten großen Krankheiten, die kaum erforscht sind. Das ist umso erstaunlicher, weil es eine schwere neuroimmunologische Erkrankung mit stark beeinträchtigenden Folgen mit vielen Betroffenen ist. In Deutschland wurde vor Corona die Zahl der Betroffenen auf circa 250.000 geschätzt. Man schätzt, dass sich diese Zahl durch COVID-19 verdoppelt hat. Das klingt nicht nur erschreckend, sondern ist es auch. Vor allem, wenn man berücksichtigt, welchen Ärztemarathon die meisten Patienten auf sich nehmen müssen und immer wieder um Anerkennung kämpfen müssen.
Ich habe mich in meiner Praxis auf die Folgeerscheinungen von Corona spezialisiert und es ist mir ein großes Anliegen, Ihnen bei einer CFS-Erkrankung zur Seite zu stehen.
Welche Symptome weisen auf ME/CFS hin?
ME/CFS ist ein komplexes Krankheitsbild und sollte nicht mit dem manchmal alles überdeckenden Begleitsymptom „Fatigue“ (Müdigkeit) verwechselt werden, das typisch für viele chronisch-entzündlichen Erkrankungen ist.
Nicht jeder Betroffene hat alle aufgeführten Symptome. Auch die Intensität kann stark variieren, was die Diagnosestellung noch weiter erschwert.
Laut der gängigen Definition müssen die Beschwerden über einen Zeitraum von 6 Monaten anhalten, um als ME/CFS zu gelten.
ME/CFS-Betroffene leiden neben der erwähnten schweren Fatigue (körperliche Schwäche), die das Aktivitätsniveau und die Funktionalität im Alltag erheblich einschränkt, unter vielgestaltigen Symptomen.
Charakteristisch ist neben der Fatigue die Post-Exertional Malaise (PEM), eine ausgeprägte und anhaltende Verstärkung aller Symptome nach geringer körperlicher oder geistiger Anstrengung. Die PEM führt zu ausgeprägter Schwäche, Muskelschmerzen, grippalen Symptomen und einer Verschlechterung des allgemeinen Zustands. Wann die PEM eintritt, hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Schon kleine Aktivitäten wie Zähneputzen, Duschen oder wenige Schritte Gehen können die Patienten bis über ihre Grenzen bringen. In leichteren Fällen berichten Betroffene beispielsweise nach dem Sport über die Notwendigkeit extrem langer Ruhepausen.
Neben der PEM treten noch häufig Symptome wie Herzrasen, Schwindel, Benommenheit und Blutdruckschwankungen auf. Viele Patienten können nicht mehr für längere Zeit stehen oder sitzen. Medizinisch spricht man von der Orthostatischen Intoleranz, also der Unfähigkeit des Körpers, den Blutdruck an Lageveränderungen anzupassen.
Dazu kommen immunologische Symptome wie ein starkes Krankheitsgefühl, schmerzhafte und geschwollene Lymphknoten, immer wiederkehrende Halsschmerzen, Atemwegsinfekte und eine erhöhte Infektanfälligkeit. Unterschiedlich stark ausgeprägte Muskel- und Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen sind häufige Begleiter. Neurokognitiv berichten die Betroffenen über Konzentrations-, Merk- und Wortfindungsstörungen (oft als „Brain Fog“ bezeichnet) sowie Überempfindlichkeit auf alle Sinnesreize.
Die beiden Gesichter von ME/CFS
Gerade „nur“ leicht Betroffene haben manchmal Schwierigkeiten, ihre Erkrankung verständlich zu machen. Denn sie gehen raus, unternehmen etwas und sind recht aktiv – wenn es ihnen gut geht. Der Absturz kommt dann erst zu Hause: Müdigkeit und Erschöpfung, neurologische Symptome, ein neuer Infekt und so weiter. Das bekommen die Außenstehenden aber gar nicht mit, weswegen diesen Patienten dann manchmal „Faulheit“ unterstellt wird oder dass sie simulieren. Das ist aber definitiv nicht so!
Was kann ME/CFS auslösen?
75 Prozent der Betroffenen erkranken nach diversen Infekten (v.a. der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes oder des Zentralen Nervensystems), nach einer Autoimmunerkrankung oder auch nach körperlichen Traumata wie OPs oder Unfällen und chronischem Stress. Medikamente, der Kontakt mit toxischen Substanzen oder auch Impfungen sind weitere mögliche Auslöser. Verschiedene Viren stehen besonders in Verdacht, unter anderem das Epstein-Barr-Virus und Corona.
Ich habe mich in meiner Praxis auf solche komplexen Erkrankungen spezialisiert und kann Ihnen eine fundierte Begleitung mit verschiedenen, auf Ihre individuelle Situation angepassten, Methoden der Naturheilkunde bieten.
Gibt es bestimmte Risikofaktoren für ME/CFS?
ME/CFS kann plötzlich oder schleichend beginnen. Meist tritt es in der Jugend oder im mittleren Alter auf. Man geht davon aus, dass dann besonders große Umstellungen privat oder im Beruf zu verkraften sind, weswegen die Anfälligkeit erhöht ist. Frauen sind übrigens 3-mal häufiger betroffen als Männer.
Als Risikofaktoren gilt vor allem eine Vernachlässigung der Erkrankung im frühen Stadium, also ein „sich durch pushen“. Einige Ärzte halten eine genetische Disposition für wahrscheinlich, besonders, wenn in der mütterlichen Familie Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder bestimmte Krebserkrankungen aufgetreten sind.
Die genauen Mechanismen, warum bestimmte Personen erkranken und andere nicht, sind bisher noch ungeklärt. Neuere Studien weisen auf eine mögliche Autoimmunerkrankung im Hintergrund hin. Nach wie vor gilt ME/CFS als nicht heilbar und es werden seitens der Schulmedizin nur die Symptome behandelt.
Wie ist der Stand der Forschung zu ME/CFS?
Es gibt wahrscheinlich keine so schwere und häufig auftretende Krankheit wie ME/CFS, die so unerforscht ist. In Deutschland gab es bis vor wenigen Jahren noch gar keine Förderung der ME/CFS-Forschung. Erst seit ca. 2020, also nach Corona, gibt es erste öffentliche Forschungsförderungen. Es ist zu hoffen, dass diese Förderungen auch tatsächlich Ergebnisse für die Behandlung der Patienten bringen.
Ist Long COVID oder Post-COVID dasselbe wie ME/CFS?
Long COVID (im Sprachgebrauch) oder auch Post Covid (nach der WHO) ist die Bezeichnung für über Wochen oder Monate anhaltende neu aufgetretene Symptome nach einer akuten COVID-19-Erkrankung. Dabei sprechen wir in beiden Fällen von einem Überbegriff für verschiedene Krankheitsbilder. Nach Studien erfüllen bis zu 50 Prozent der Erkrankten nach 6 Monaten die Kriterien für ME/CFS.
Ist ein Burnout gleichzusetzen mit ME/CFS?
Ein Burnout ist eine andere Erkrankung mit anderen Ursachen als ME/CFS. Es kann Überschneidungen geben, und ein Burnout kann auch im Rahmen einer ME/CFS auftreten.
Sie denken, Sie könnten unter ME/CFS leiden und wissen nicht weiter?
ME/CFS ist ein hochkomplexes Thema, bei dem aus meiner Erfahrung in der Praxis die Schulmedizin an ihre Grenzen kommen kann. Das beginnt bei der schwierigen Diagnose bis hin zu den nur die Symptome bekämpfenden Therapien.
Ich habe mich in meiner Praxis auf diese und andere schwerwiegende, komplexe Erkrankungen spezialisiert und besonders auf die ganzheitliche Begleitung meiner Patienten in dieser schwierigen Zeit. Dabei steht für mich immer die Erhöhung und Wiedergewinnung Ihrer Lebensqualität im Mittelpunkt.
Wenn Sie Fragen haben, sich unsicher sind oder eine Zweitmeinung hören möchten, wenden Sie sich gerne jederzeit an mich. Ich freue mich auf Sie und unseren gemeinsamen Weg.
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Bild: Frau, Schlafen, Bild von Jess Foami auf Pixabay